Tief unter der Erde - und trotzdem auf ueber 3000 m

Nachdem ich es geschafft hatte, in La Paz so ziemlich alle Bilder von Peru zu loeschen, musste ich also mal wieder was machen, was schoene Bilder produziert. Im wesentlichen gibt es in Bolivien nicht so furchtbar viel zu tun. Jeder - und ich meine wirklich jeder - macht die Salzwueste, die fraglos atemberaubend ist. Aber ich habe in einer kalten Wueste nichts zu schaffen, also bin ich nur zu dem zweiten Highlight, das Bolivien zu bieten hat und mir von einer Schweizerin auf dem 120 Stundentrip in den schillerndesten Farben beschrieben wurde, gefahren: Potosi, vor Jahrhunderten die reichste Stadt Suedamerikas, wenn nicht der Welt. Nie davon gehoert? Hatte ich auch nicht. Zur Bluetezeit war hier die Strasse mit Silber geplastert. Der "Cerro Rico", in dessen Schatten die Stadt liegt war voller Edelmetal, heute ist davon immerhin noch genug uebrig, um die Mine am Leben zu erhalten. Die Geschichte der Stadt ist blutig und wenig schoen, aber lesenwert, Wikipedia hilft wie immer weiter. Potosi bei Wikipedia
ich nahm einen laecherlichen 12 Stunden Uebernacht Bus von La Paz.. Leider s-c-h-w-e-i-n-e-kalt, weil die es auf rund 4000 m Hoehe nicht schaffen, die Heizung einzuschalten. Ich habe draussen Schnee gesehen. Die Stadt liegt dann auch auf ca. 4000 m und gilt als die hoechste Grossstadt der Welt. Ich kam um 4 Uhr frueh an, weil der Bus ausnahmsweise und natuerlich zum unguenstigsten Zeitpunkt mal nicht zu spaet, sondern zu frueh war. Lustige Story am Rande: Ubermuedet hab ich dem Taxifahrer das erstbeste Hostel aus dem Lonley Planet gezeigt und der faehrt mich schon hin, nur leider klebt an der Tuer nen Zettel:  "No vacation!". Aber die Leute in Bolivien sind rigoros: Kurzerhand reisst er den Zettel runter, knuellt ihn zusammen und wirft ihn auf die Strasse. Heftiges klopfen und nach einiger Zeit taucht ein Kerl auf, der wohl erklaert, es hinge doch ein Zettel da. Es folgt ein verdutztes Gesicht, ich werde eingelassen und darf den Rest der Nacht umsonst auf der Couch im Fernsehzimmer schlafen.
Na gut, eigentlich sollte das hier eine Art Comic werden mit ganz vielen Bildern und ganz wenig Text. Jetzt ist es eine Art Comic mit ganz vielen Bildern und ganz wenig Text und einem langen Vorwort.




Wir werden in volle Minenkluft gesteckt...

und dann erst mal in nen Laden gefahren, wos allerlei Minenarbeiterkram zu kaufen gibt: Helme, Dynamit und Alkohol. Hier kaut unser Fuehrer grad auf einer Lunte rum.
Danach gehts in die Fabrik. Alles recht offen hier.








Der Schutt der hier angeliefert wird, wird in komischem Chemiezeugs gewaschen.

Manche Loesungen hier sind kurios.



Der gewaschene Kram wird draussen getrocknet.


Nen schoenen Blick hat man auch.

 Rumkutschiert werden wir im Bus, wie immer in Suedamerika.

 

Wenn man Glueck hat, laeuft auch mal ein Schwein durch die Fabrikhalle. (Wir hatten Glueck)


Und das ist der Berg. Er glitzert schon von aussen in allen Farben. 

 

Weniger schoen ist allerdings die Mine von aussen.


Das rote Zeug ist Lamablut, das zwei Tage vorher hier massenhaft in einem Ritual vergossen wurde. Soll Glueck bringen.



Eng ists auch und ohne Blitz verschwimmen die Bilder immer.

Bloed: Der Trolly ist entgleist, was mich bei den Schienchen auch nicht wundert. Leider wiegt son Teil leicht einige Tonnen. Superman war nicht dabei.



Es hat 5 Leute gebraucht, um das Ding zurueckzuhieven. Hab ich erwaehnt, dass es irre heiss ist, es kaum Sauerstoff gibt und das bisschen Luft vom Staub neblig ist?





Und: Zuuuu-gleich!
Die Show muss weitergehen. Hier laeufts wieder. (Fuer die Schlaumeier: Ja, das ist nen anderer Trolly, der ist mit etwa 40 km/h abwaerts fuehrerlos an uns vorbei gerauscht)


Es gibt insgesamt 5 Level. Wir kamen nur bis zum dritten, weil die Luft nicht mehr atembar war. Dabei wurden Leitern benutzt, bei denen man die Stufen zaehlen muss...manche sind lose.
Das ist niemand als der Satan selbst. Ihm wird regelmaessig geopfert, denn er ist der Gott der Mine. Die Leute hier glauben, dass alle Goetter gutes und boeses tun. Warum man deshalb den boesesten anbeten muss, hat der Guide nicht verraten.

Nicht im Bild, sondern in etwa 10 Metern: Knietief durchs Wasser waten.



Endlich wieder draussen, wurde erst mal ein Sprengsatzgebastelt.


Eine Stange des besten Dynamits kostet 3 $.  Zusammen mit ein bisschen Phosphor gibts ne huebsche "bomba".


Hier brennt die Lunte noch nicht.





Hier schon. "Picture, picture."

*grins*
Leider etwas unsicher, weil man nicht sieht, wie weit die Lunte ist.


Es war noch genug Zeit die bomba im Feld zu platzieren. Und jetzt rennen sie wie die Hasen.


Alle warten auf den grossen Knall.


Und BUMM!
Das laesst einen Moerderschlag. Das Loch ist allerdings enttaeuschend klein. :(




Nachwort: Auch wenn das hier alles recht lustig aufgezogen ist: Das ist es nicht! Die Menschen hier arbeiten meist eigenverantwortlich, jeder so viel wie er kann. Die Bedingungen sind schlecht bis menschenverachtend, der Lohn manchmal nur 100 $ im Monat. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines "miners" hier liegt bei rund 40 Jahren. Danach ist die Lunge so verstaubt, dass manche einfach ersticken, wenn sie vorher nicht einfach im Berg verschollen oder verschuetten. Ausweg gibts hier kaum. Unser Guide hatte Glueck: Er muss nicht mehr abbauen, sondern kann wenige Stunden am Tag Touris rumfuehren. Vorher hat er seit er 16 war bis zu 24 Stunden am Tag gearbeitet.
Trotzdem lieben die Maenner die Mine, weil der Berg ihr Leben ist. Es ist bizarr.


















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Und all die guten Leben

...passieren auch immer nur denen, die sie erzählen können und wir können dann nebenbei erwähnen, eingetaucht in Zweifel, und dann still: Am Ende steht immer die Null - und was wir dafür halten." (Kettcar - Nullsummenspiel)

So und nicht anders. Und statt neidisch auf die anderen Leben zu blicken, erzähle ich hier, was ich kann.

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