Welcome to the jungle! - oder: Die Reise in die Karibik Teil I

Tut mir leid, fuer den wenig innovativen Titel, aber wie soll man als Guns n Roses Fan einen Trip in den Amazonas sonst ueberschreiben?

Richtig. Ziel war und ist die Karibikkueste Kolumbiens. Einfach Naturen fahren einfach immer die Kueste entlang, durch Ecuador und kommen dann schon von Sueden entlang dem Pazifik ans Meer. Das war natuerlich nichts fuer mich. Um euch geografisch mal zu unterrichten:

 (Stark vereinfachte Darstellung)

Ja. In Potosi hab ich einfach beschlossen, den halben Kontinent hochzufahren, weil ich wollte: Sonne, Strand, Hitze und Meer!
Der Dschungel faengt etwa da an, wo die Linie von Lima endet. Wieder mal ein 16 Stunden Bus. Die Ziel-Stadt heisst Pucallpa und ist quasi das logistische Ende des Amazonas. Weiter hoch kann man mit grossen Schiffen quasi nicht fahren. (Hier heisst der Fluss eigentlich noch nicht Amazonas, sondern noch Rio Ucayali. Erst in Iquitos fliesst er mit dem Rio Marañon zusammen und wird ab da Amazonas genannt.)
Pucallpa selbst ist nicht besonders interessant, ich wollte nach Iquitos, der groessten Stadt der Welt, die nicht per Strasse zu erreichen ist. Die liegt etwa 800 km Flussabwaerts.
 Das Schiff:
Meine Transportwahl fiel auf einen Frachtdampfer names [erfolgreich verdraengt]. Angekuendigte Fahrtzeit: 3 Tage. Angekuendigte Anfahrtszeit: Heute 4 Uhr.
 Um es vorwegzunehmen. Beides hat natuerlich nicht gestimmt. Wir haben mit 18 Stunden Verspaetung abgelegt und haben 6 Tage gebraucht. Termine sollte man hier nicht haben.
Das Leben auf dem Schiff:
Geschlafen wird (wenn man wie ich die Billigoption waehlt) auf dem Mitteldeck in Haengematten. Die muss man selbst mitbringen, deswegen habe ich schnell vorher noch eine in Pucallpa fuer 8 Euro erworben. Hier haette ich nicht sparen sollen, das Ding war ab der vierten Nacht recht unbequem, da recht knapp bemessen.
Mein Blick direkt aus der Haengematte. 
So voll wars zum Glueck nur am Anfang.


Zu tun gibt es natuerlich ueberhaupt nichts. Das Boot ist klein. Es gibt ein Oberdeck, wo die Kabinen sind. Ganz gut zum Sonnen und die Aussicht zu geniessen. Auf dem Unterdeck ist die Ladung gestapelt, da passiert nicht viel und ich glaube man ist als Gast auch nicht so gerne da gesehen rumzustrolchen. Zum Glueck waren noch zwei andere Deutsche an Bord, mit denen konnte man sich ganz gut unterhalten, aber halt auch nicht 6 Tage am Stueck. So wars die meiste Zeit recht langweilig.
Das Essen auf dem Schiff:
Hab ich am Anfang eigentlich ganz gut gefunden, am Ende leider im wahrsten Sinne des Wortes zum kotzen. (Tut mir leid, so vulgaere Sprache sind meine Leser normal nicht gewohnt, aber mir gings wirklich dreckig.) Die Situation ist leider wenig erbaulich: Es gibt jeden Tag das gleiche. Das Fruehstuck ist irgendeine suesse Bruehe ohne definierbaren Geschmack. Die hab ich gar nicht angeruehrt. Und dann eben das Standard Peru-Menue: Reis mit Chicken und ner Kochbanane. Die Banane ist prinzipell ungeniessbar und wanderte sofort ueber Bord (natuerlich hinter der Kombuese). Der Rest ist trocken und offensichtlich hochgradig kontaminiert. Nun, die letzten zwei Tage habe ich im wesentlichen auf den zwar recht haeufig geputzten, aber im grossen und ganzen ekligen Toiletten verbracht. Da wir wie gesagt eigentlich mit 3 Tagen rechneten, hab ich ab dem fuenften einfach nur noch gehofft, dass diese gruene Hoelle irgendwann aufhoert.
Das Trinken auf dem Schiff:
Es gab zwar Bier, das war aber leider ueberteuert. Wir habens trotzdem getrunken.
Und was ist mit dem Fluss?
Der Amazonas ist gigantisch. Eine braune Pampe, kaum ein Fluss. Unstrittig gefaehrlich. Schwimmen halte ich fuer auesserst wagemutig, weil ueberall Krausselungen im Wasser zu sehen sind, die auf unsichbare Unterwasserstroemungen hindeuten. Unsichtbar weil an der Oberflaeche sich absolut gar nichts tut. Es steht quasi. Vielleicht ist der Amazonas auch einfach der laengste See der Welt. Kaum verwunderlich. Pucallpa, mein Ausgangspunkt liegt auf 155m uber NN, Iquitos auf immerhin noch 109m. Das heisst auf knapp 800km ueberwindet der Fluss nicht mal 50 Hoehenmeter. Da kann man nicht viel erwarten.



Und der Dschungel?
Klar, man sieht viel Dschungel, aber leider nur als endlose gruene Wand zur linken wie zur rechten, nicht selten mehr als 100 m entfernt, weil der Amazonas unglaublich breit werden kann (unbestaetigten Angabgen zu folge, gibt es Stellen, an denen man das andere Ufer nicht sehen kann). Zwar wird regelmaessig in kleinen Indianaerhausansammlungen (Dorf waere echt uebertrieben) gehalten und Unmengen Kochbananen aufgeladen, aber aussteigen ist auf den meist etwa halbstuendigen Stops kaum drin. Ausfluege in den Dschungel gaenzlich unmoeglich. Eh keine gute Idee auszusteigen, weil auf den Booten gut geklaut wird und man eigentlich immer auf sein Zeug aufpassen muss. 
Iquitos:
Nach dieser Erfahrung, keineswegs genesen, kamen wir also in Iquitios an. Eine wahnsinnige Stadt. Jeder ist wahnsinnig hier. Ein unglaubliches Gewusel. Und es ist einfach surreal eine ausgewachsene Grossstadt mit allem was dazugehoert (Verkehr, Stau, Laerm, Bussystem und Fast-Food-Restaurants (allerdings kein McDonalds)) zu sehen, nachdem man 6 Tage auf dem Wasser war und links und rechts quasi nur einen endlosen gruenen Streifen gesehen hat. Absolut irre durch die Strassen zu laufen und sich vorzustellen, dass jedes Auto, jedes Schild und jede Colaflasche den selben Weg gegangen ist, wie ich.
Aber Dschungel? Nichts. Kein bisschen. Ich habe gelesen, dass der sogenannte "Primaer"wald in einem Umkreis  von  ueber hundert Kilometern nicht mehr existiert. Natuerlich ist die Stadt von Dschungel umgeben, aber der ist wohl zugaenglich gemacht und hat mit Wildniss nicht mehr viel zu tun. Ich bin nach drei Naechten wieder gefahren, irgendwie ein wenig enttaeuscht. (Man kann von hier natuerlich Touren in den Dschungel buchen. Das schlaeft man dann in Lodges und bekommt tagsueber die "wilden" Tiere in einer Art offenem Zoo gezeigt.
Speedboot nach Leticia, Kolumbien:
 Ein letzter Blick auf Iquitos
Tja, nach obiger Erfahrung, wollte ich mich nicht nochmal auf eine "Drei"-Tages-Bootsfahrt weiter den Amazonas hinab einlassen. Stattdessen habe ich ein Speedboat genommen, das die restlichen rund 400 km in 8 Stunden schafft (und hat es auch tatsaechlich). Ueberraschenderweise kostet es nur rund 15 Euro mehr, als mit einem Transportschiff, wobei danach halt wieder Geld ausgibt, was auf dem Schiff kaum moeglich ist. Na gut. Die Fahrt war abgesehen von totlangweiligen Teeniekomoedien im unvermeidlichen Entertainmentprogramm ereignislos.
Leticia:
Endlich Kolumbien. Und es gefaellt von Anfang an. Es ist merkwuerdig, aber eine ja eigentlich nur auf dem Papier existierende Grenzlinie kreiert doch voellig unterschiedliche Lebensweisen und Menschen generell. Gut, in diesem Fall liegt Peru auf der rechten Flussseite und Kolumbien rechts, ich musste also uebersetzen und die Linie ist recht deutlich zu sehen. Ich wurde mit einem Regenbogen empfangen:
 Jetzt wird alles gut. 
Und wurde es:
 Es gibt hier nicht viel zu tun, dem habe ich mich also ergeben. Essen war immer noch nicht drin, also habe ich beschlossen auf McDonalds-Kur in Bogota zu gehen. Nach drei Tagen flog ich fuer rund 60 Euro eineinhalb Stunden in die Hauptstadt Kolumbiens.

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Und all die guten Leben

...passieren auch immer nur denen, die sie erzählen können und wir können dann nebenbei erwähnen, eingetaucht in Zweifel, und dann still: Am Ende steht immer die Null - und was wir dafür halten." (Kettcar - Nullsummenspiel)

So und nicht anders. Und statt neidisch auf die anderen Leben zu blicken, erzähle ich hier, was ich kann.

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