Arbeit, jetzt aber richtig

Nachdem ich mich selbst schweren Herzens davon ueberzeugt habe, dass es wohl das Beste ist, ein wenig Geld heranzuschaffen, bin ich mit Regina nach Alexandra aufgebrochen und habe die beiden Jungs 'in the middle of nowhere' rausgelassen. Die wollten ihr Glueck per Hitchhiking nach Dunedin versuchen. Wie weit sies an dem Tag geschafft haben, weiss ich nicht, dass sie da angekommen sind, weiss ich aber mit Sicherheit.
Ich war ja aeusserst skeptisch, ob wir da was finden. Erst mal in Alexandra angekommen. Das liegt mitten in Central Otago, wird von Westen her durch die Southern Alps grossteils von Wolken geschuetzt und gilt daher als eine der sonnenreichsten Regionen Neuseelands. Und die Sonne hier brennt. Tagsueber kann das Thermometer hier leicht auf 30-35 Grad steigen, faellt dann nachts aber empfindlich auf deutlich unter 15 Grad ab. Also recht krasse Temperaturunterschiede. Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen?, ich bin kein Bauer - wird hier Unmengen Obst angebaut. There are orchards for cherries, peaches, apples, nectarines, plums and apricots. Das meiste davon durfte ich ausprobieren. Nektarinen, Pfirsiche und Aprikosen fand ich nicht so schlecht, auch wenn es jeweils einem mittelschweren Wunder bedarf, diese in den umgehaengten Korb zu befoerdern: Beruehren sollte man die Fruechte naemlich nicht, sonst gibts boese Druckstellen. Blaetter sollte man natuerlich auch nicht abreissen (hatte ich anders in den Vineyards gelernt) und nebenbei noch mit ner 5m-Leiter hantieren. Keine leichte Arbeit.




Die Arbeit zu finden, hat sich dank unserem sehr schoenen Hostel "Marj's Place" als nicht schwierig herausgestellt. Marj hat uns schon fuer den naechsten Tag fruitpicking auf einem Orchard besorgt.
Ehrlich gesagt, war ich nie besonders gut, auch wenns zum Anfang sogar fast Spass gemacht hat. Leider hatte Bridget, meine Supervisorin, keine Ahnung von Mitarbeitermotivation. Alles was ich den ganzen Tag zu hoeren bekommen habe, war Kritik. Mal zu kleine Fruechte, dann zu viele gruene, dann Druckstellen, dann hab ich den Baum ruiniert, dann die Leiter falsch gestellt, dann mal wieder ein wenig schneller arbeiten, dann mehr auf Qualitaet achten. Wenn sie in Sichtweite kam, war eigentlich nur die Frage, was diesmal ist. Nun gut, haetten wir die ganze Zeit Aprikosen gepflueckt, haette ich das wohl durchgehalten. Aber die Kirschen haben mir das Genick gebrochen. Ich gebe zu: Da war ich echt nicht gut. Eigentlich dachte ich immer, dass ich recht geschickt mit den Fingern bin. Bin ich scheinbar nicht. Oder jedenfalls nicht ausreichend fuer Kirschpfluecken. Oder vielleicht schon, aber Baeume sind einfach nicht meine Freunde. (Ich glaube mal an die letzte Version. Ich finde, ich bin geschickt. :P)
Nun ja, auf jeden Fall war ich langsam. Vielleicht nicht zu langsam, aber langsam. Gut. Bridget meinte nun, erst recht kritisieren zu koennen, was der Motivation nicht eben zutraeglich war. Es kam zu folgendem Dialog:
Ich liefere die Kirschbuckets ab, zwei an der Zahl:
Bridget: "Two for you. Can you put some from here in the other one." [Beginnt drin rumzuwuehlen...] "This is too small. This is too small. Too small too. What are you thinking you're doing? [Hoert nicht auf, Kirschen aus dem Bucket zu werfen.] I cannot use this, this is rubbish. [Ich weiss nicht ob der Bucket wirklich so schlecht war]. The shed will come and compain to me.' [Es machte den Eindruck, als haette sie sich grade schoen in Rage geredet und wuerde so schnell nicht mehr aufhoeren. Nach einem Vormittag von Gemecker, war ich schon gut in Rage]
Ich: 'Well, I can walk home from here.'
Bridget: 'Oh, I'd love to.'
[Ich denke nur: "I'd love to."? Ich dachte ich hab mich verhoert, hab diesmal aber nichts gesagt, stattdessen...]
Hab ihr wortlos meinen Bucket hingestellt und bin gegangen. Ich bin damit wohl nur einer Kuendigung zuvorgekommen, aber jemand, der mich gerne heim gehen sieht, sieht mich heim gehen. Hab am selben Nachmittag dem Arbeitvermittlungsbuero nochmals einen Besuch abgestattet und hatte am naechsten Tag nochmal drei Tage Arbeit im Nachbarort Cromwell. Damit hatte ich dann 8 Arbeitstage fruitpicking.
Nein, das ist nicht viel, auf dem viel besseren Orchard in Cromwell war die Arbeit allerdings getan, alles geplueckt, was es noch gab. Das bedeutet: Generell Saisonende, also auch fuer mich Zeit weiterzuziehen. Nach Queenstown.

1 comments:

Phil said...

boah, die Frau klingt schon nervig, aber vielleicht findest du auf NZ noch was zum arbeiten, ansonsten gibt es ja noch Argentinien ;)
Bei mir läuft das mit dem hart Arbeiten umgekehrt, nach den arbeitsreichen letzten Wochen in denen ich meine Bachelorarbeit fertig schustern musste, bin ich jetzt in Stuttgart angekommen. Einführungstag war gestern und nachdem mit dem Verwaltungskram alles geklappt hat kann ich jetzt entspannt anfangen, mich diese Woche für Master-Kurse anzumelden :)
Und morgen abend spielt der VFB gegen den FC Barcelona, das in Stuttgart selbst zu erleben, da bin ich echt mal gespannt drauf! (das Hinspiel in Stuttgart ging immerhin 1:1 aus!)

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Und all die guten Leben

...passieren auch immer nur denen, die sie erzählen können und wir können dann nebenbei erwähnen, eingetaucht in Zweifel, und dann still: Am Ende steht immer die Null - und was wir dafür halten." (Kettcar - Nullsummenspiel)

So und nicht anders. Und statt neidisch auf die anderen Leben zu blicken, erzähle ich hier, was ich kann.

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