Autoverkauf ist wie Pokern (fuer Anfaenger)

Als die Tuer aufging hoert man noch die Luft entweichen. Das Resultat einer Testfahrt, erstmal im Linksverkehr. Marco* hat es kommen sehen, aber nichts gesat. Ein Hinweis, Thomas solle auf seine Spur achten, haette wohl nichts gebracht. Vielleicht 2 Minuten, aber nicht beim Einparkmanoever. Da ist es ja gerade der Sinn moeglists nahe an den Bordstein zu fahren. Aber nicht dagegen.
Wie stark muss man gegen den Bordstein donnern, um die Reifen aufzuschlitzen?, ueberlegt Marco noch, als er den Schaden betrachtet. Dann faellt ihm ein, dass der Automarkt in 2 Stunden schliesst. Der Reifenwechsel dauert fast eine Studne, die Schadensfeststellung eine halbe. Dann ist die Zeit um. Es wird eng fuer Marco.

Fuenf Tage frueher. Zum dritten Mal in Auckland, langsam kennt Marco die Hostels und deren Lage auswendig. Noch am Tag der Ankunft werden Flyer gedruckt und ausgehaengt. Auch im Internet inseriert er. Der Automarkt am Samstag und Sonntag ist fest eingeplant. 11 Tage sind genug, ein Auto zu verkaufen, glaubt Marco. Doch der Markt ist gegen ihn. Allzu viele verlassen das Land, allzu viele wollen ihr Auto verkaufen. Viel zu wenige kaufen.
Im selben Hostel wie Marco wohnen auch Fabian und Ulrike. Ihr Subaru aelteren Baujahres steht siet ueber iener Woceh zum verkauf. Der Zustand ist gut, die Reifen neu und Campingutensilien ausreichend vorhanden. Sie wollten Anfangs 1900 $ dafuer haben. Spaeter sagt Fabian, sie wuerden es auch fuer 1000 $ verkafuen. Suer weniger, stoesst er es lieber die Klppe runter. Hat er mehr Freude dran, scherzt er.
Marco, fabian und Ulrike treffen sich am Samstag auf dem Automarkt wieder. Marco ist zu spaet, er kommt erst eine Stunde vor Schluss. Doch sofort eine Interessent da und bietet ihm 1000 $. Gekauft hat Marco fuer 900 $, aber er glaubt sein Ford Telstar, Baujahr 1995 ist mehr wert.

Er lehnt das Angebot ab, auch in dem Glauben, das es auf dem Automarkt wohl leicht ist, zu verkaufen. Der Haendler indischer Abstammung bleibt der einzige Interessent an diesem Tag. Fuer den Subaru interessiert sich niemand.
Auch Jaque ist am Samstag da. Marco kennt ihn noch von der Arbeit auf den Vineyards. Sie haben zusammen 'wire lifting' gemacht. Der Job ging nur wenige Tage und beide sind danach auf eigene Faust losgezogen. Jaque hat sich einen Campervan gekauft. Zusammen mit einer Freundin hat er ueber 3000 $ gezahlt. Es lohne sich, weil man so Uebernachtungskosten sparen kann. Heute steht ihm das Wasser bis zum Hals. Er kann sich kein Benzin mehr kaufen, von essen ganz zu schweigen. fuer ein drittel wuerde er den Wagen hergeben, um Zeit zu gewinnen, wieder Arbeit zu suchen. 10 Tage spaeter hoert Marco, dass er immer noch nicht verkauft hat und in seinem 'hilton on four wheels' schlaeft.
Marco beginnt zu ahnen, dass es schwieriger wird, das Auto zu verkaufen, als er dachte. Trotzdem pokert er. Auch die telefonische Preiserhoehung auf 1100 $ vom Haendler schlaegt er aus. Fabian erklaert ihn fuer verrueckt.
Das Paar stellt ihren Subaru am Montag auf den "Backpacker Car Market". Ein Geschaeft mit zweifelhaftem Ruf. Es ist bekannt, dass die Besitzer mit der Werkstatt gegenueber zusammen arbeiten. Diese stellt dann gerne Maengel fest, die gar keine sind, aber natuerlich unbedingt sofort behoben werden muessen. Neuankoemmlinge glauben das dann gerne. Ein gutes Geschaeft fuer beide.
Fabian und Ulrike beschliessen trotzdem, es zu versuchen.
Die Standgebuehr betraegt 89 $ fuer 3 Tage, geoffnet ist von 9 - 17 Uhr.
Marco investiert derweil 35 $ in ein Inserat bei Trade-me.
Trade-me ist das neuseelaendische Pedant zu ebay aus den USA. Und waehrend dort der Boom abflacht, ist trade-me in Neuseeland nach wie vor sehr populaer. Witze nach dem Motto 'Wegschmeissen oder zu trade-me' machen die Runde unter den Kiwis.
Marco kann sich mit seiner deutschen Mailadresse registrieren,o bwohl die AGB ausdruecklich nur Buerger Neuseelands zulaesst. Marcos Flug geht in 8 Tagen, so lange wirds schon funktionieren.
Dann passiert die Sache mit den Reifen. Zwar erklaert sich Thomas bereit, den Schaden zu ersetzen, aber da Osterwochenende ist, nicht vor Dienstag. Marco verliert 2 Tage. Es meldet sich sowieso niemand.
Maria, eine Freundin, frohlockt derweil im Hostel. Sie konnte ihre Rostlaube fuer ueber 1000 $ verkaufen, obwohl noch Reperaturen faellig sind. Ihr hat der Backpacker Car Market Glueck gebracht.
Fabian und Ulrike haben weniger Gutes zu berichten. Am kommen 3 oder 4 Leute, max. 2 mit echtem Kaufinteresse. Allerdings nicht an ihrem Subaru.
Es ist Dienstag abend, Marco macht sich noch keine Sorgen, weil er immer noch glaubt, das er ein gutes Angebot hat. Ein Israeli konnte am Nachmittag seine geforderten 1300 $ nicht zahlen. Um neun Uhr abends dann klingelt Marcos Handy. Ein Interessent. Er hat das Auto bei trade-me gesehen. Es folgt ein kurzes Gespraech und eine merkwuerdige Geschichte. Darin kommt ein Schwiegersohn aus dem Norden - der Anrufer -, ein Grossvater aus dem Westen, dessen Auto wegen Rost den TUEV nicht mehr schafft, eine Tochter, die an Auckland vorbei nach Norden faehrt, aber sich nicht in die Innenstadt traut und deswegen um einen Treffpunkt in den 30 km ausserhalb liegenden 'Bombay Hills' vor. Sie bringe dann den Grossvater mit, der das Auto nach einem 'certain look' kaufen wuerde.
Marco gibt nicht viel auf die Geschichte, verabredet sich aber fuer Donnerstag fruh in den an der BP Tankstelle in den Bombay Hills. Er schiebt hinterher, dass er nicht garantieren kann, das Auto bis Donnerstag zu halten. Dann faellt der Wunschpreis, 1300 $. Er sagt zu, spielt aber mit doppeltem Blatt. Bietet jemand vorher weniger, verkauft er sofort.
Am Mittwoch haben dann Fabian und Ulrike Glueck. Ein ernsthafter Interessent bietet 1000 $. Genervt akzeptieren die beiden; und nehmen 900 $ Verlust und den neuen Reifensatz Verlust hin. Am selben abend ruft der Kaeufer nochmal an. Das Auto springe nicht an. Fabian erklaert geduldig, wie bereits beim Verkaut, dass der Anlasser etwas 'speziel' sei und etwas Gas brauche. Sie muessen sich nochmal mit dem Kaeufer treffen, lassen das Auto an und bieten an noch 100 $ zurueckzuzahlen, dann aber nichts mehr davon hoeren zu wollen. Der Subarukaeufer moechte erst eine Werkstatt aufsuchen. das ist das Letzte was Marco von ihnen hoert.
Fuer ihn selbst laeuft es besser. Tatsaechlich hat die Geschichte von vorne bis hinten gestimmt und es stellt sich heraus, dass der Kaeufer den gleichen Wagen vorher hatte. Und nochmal den gleichen moechte. Er sieht den Wagen an und haendigt ohne Probefahrt die 1300 $ aus. Mit dem Zug faehrt Marco zurueck nach Auckland. In 30 Stunden geht sein Flug nach Buenos Aires. Das war hoch gepokert, aber manchmal gewinnt man eben. Nur an dem Pokerface muss Marco noch arbeiten: Er grinst den ganzen Tag.




*Namen von der Redaktion geaendert.

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Und all die guten Leben

...passieren auch immer nur denen, die sie erzählen können und wir können dann nebenbei erwähnen, eingetaucht in Zweifel, und dann still: Am Ende steht immer die Null - und was wir dafür halten." (Kettcar - Nullsummenspiel)

So und nicht anders. Und statt neidisch auf die anderen Leben zu blicken, erzähle ich hier, was ich kann.

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