DAS WARS - Teil II - Das Imperium schlaegt zu

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Stunde 58: Gerade "The book thief" zu Ende gelesen. Naja, grosse Literatur sieht anders aves. Was kann man schon erwarten, wenn ein jungen Australier ueber Nazi-Deutschland schreibt? Manchmal gehts einfach stark an (jedenfalls meiner) Bewusstsein fuer Deutschland vorbei.
Zurueck in die Gegenwart: Wir stehen seit 2 Stunden, wie immer habe ich keine Ahnung, warum diesmal. Muss schon vor etwa 4 Stunden gewesen sein (war noch hell), als ich ein Schild - das erste ueberhaupt! - gesehen habe; mit der Angabe 1055 km nach Lima. Sollten jetzt also noch ca. 900 km sein. Ich habe langsam das Gefuehl, dass das hier niemals endet.

Stunde 68:

Gott sei Dank habe ich keine Termine. Wir stehen seit 12 Stunden. Die Strasse ist gesperrt. Wenn ich das richtig verstanden habe, streikt irgendjemand. Wer muss denn bitte streiken, das man die Transamericana sperrt? Die groesste Autobahn dieses Kontinets, wenn nicht der Welt?
Auf jeden Fall sitze ich erst mal fest. 103 km nach Moquegua und 250 bis zur Grenze nach Chile zurueck. Also noch gute 800 km nach Lima. Wie lange die streiken, Weiss niemand. Domingo ist oefters zu Hœri. Sonntag, das waere morgen. Dieses Morgen hat leider auch 24 Stunden, und ich befuerchte fast, dass die nicht fuer mich frueh aufstehen.
Stunde 75:
Wir fahren! - Naja, zumindest laeuft schon mal der Motor. Angeblich lassen die vier Busse durch. Natuerlich interpretiert sich jeder LKW jetzt als Bus.
Mit Pech kommen wir also nur naeher an den Brennpunkt hin. Und das ist wirklich ein Brennpunkt!
Ungepruefte Information, die ich von ner Schweizerin erhalten habe: Demonstration von Minenarbeitern, deren Firma vom Staat nach Mexiko verkauft wurde. Angeblich gaebe es bis Montag Streik. Das heisst, ich hatte mich schon mal drauf eingestellt, hier bis Montag fest zu sitzen - ohne essen, ohne Wasser vor allem! Wie gesagt, die Infos sind ungeprueft, aber es heisst, dass bei dieser Demonstration schon sechs Menschen gestorben sind. Weil die Polizei wohl angefangen hat zu schiessen und einige verletzt hat - und dann ging die Pruegelei los. Alles rund 500 m von hier. Und da sollen wir jetzt durchfahren. (Bis jetzt 2m bewegt.)
Ich weiss nicht, was von der Story stimmt, aber - unbedarft wie ich bin - bin ich da durchgelatscht. Allerdings gegen Mittag, da war grad Siesta und nicht soooo viel los. Nun ich habe gesehen: Die Strasse liegt voller Steine, z.T. sind Pfosten samt Beton herausgerissen, jeder Demonstrant rennt mit dicken Stoecken rum (wohl kaum zum wandern...) und ca. 100 Polizisten und Soldaten z.T. mit Maschinengewehren. Fernsehen und Presse ist auch da.
Zurueck gehts nicht, raus lassen die auch niemand mehr.





Waehrenddessen waren wir im Rio Taubo baden und sassen im Schatten des Busses. Zum Glueck die Schweizerin getroffen, so wenigstens ein bisschen reden koennen und erfahren, was da vorne so los ist. Obs bald weitergeht...ich kann nicht dran glauben. Allein die Strasse voller Steine laesst mich zweifeln.




Stunde 76:
Wir stehen immer noch. Aber so lange es noch hell ist (es ist gerade mal 6 Uhr hier), beschreibe ich mal das Umfeld.
Ich muss irgendwie an Enid Blytons "Tal der Abenteuer" denken. Ist zwar bestimmt 12-15 Jahre her, dass ich das gelesen habe, aber so ungefaehr muss es sein, nur kleiner. Ringsum Berge aus Fels, steil aber gleichmaessing ansteigend. Vermutlich durch Hitzesprengung ist ihre Oberflaeche rau und zerklueftet. Ausgetrocknete Flussbaeche lassen sich ausmachen. Gipfel sind nicht zu erkennen. Eher ein Ring aus Fels. Mittendrin eine 500m breite Schneise, die voellig mit Reis zugebaut ist. Dazwischen der Rio Taubo. Der Himmel ist bewoelkt, aber voellig regungslos.



Stunde 96:
Ein groesserer Sprung. Aber was fuer ein Abend gestern. Ich bin von der Schweizerin abgeholt worden und dann gings runter zu der Kreuzung, wo die Demonstranten sind. Da gabs angeblich "free food and drinks". Vor allem Durst hatte ich, mein Wasser war seit 8 Stunden leer. Danach gabs nur noch eine komische Pelzfrucht in einer Erbsenartigen Huelse, die wir vom Baum geholt haben.
Es war schon dunkel, als wir mit Taschenlampe an den Truckfahrern, die unter ihren Anhaengern schlafen, vorbei sind. Zwei Peruanerinnen waren auch dabei, die wussten wenigstens wies laeuft. Und zwar so:
Erstmal mussten wir uns einen Teller besorgen. Wir haben einen benutzten Styropordeckel bekommen (fuer zwei) und je einen Becher. Das Getraenk, das da ausgeschenkt wurde, war widerlich (aber nach 9 Stunden in der Hitze, trinkt der Mirco Pampe). Es war weinrot und dickfluessig wie Honig. Ich glaube es war irgendwas Puddingartiges, jedenfalls waren so Schleimstuecke drin, als haette man einen Pudding nicht richtig geruehrt. Geschmeckt hats so eklig, wies sich anhoert. Etwa wie vergorene Milch, nur dass es nicht im Mund gebizzelt hat. Das Essen war dafuer nicht uebel. Reis mit Kartoffelpampe.
Danach haben wir Flaschendrehen auf Stroh gespielt. Und nachdem ich dreimal um unseren Sitzkreis rennen musste, hatten wir ca. 50 lautstarke Zuschauer.
Um 9 hies es dann auf einmal, der Bus faehrt und ich musste ueberstuerzt aufbrechen (Sorry Vivian, wenn du das liest: Vielen Dank!) War natuerlich eine Fehlinformation. Gefahren sind wir erst heute (Samstag!) frueh um 6. Remember, los gings am Dienstag... Tja, schade eigentlich, hatte mich schon damit abgefunden, verdurstend einen weiteren Tag im Busschatten zu verbringen.
Nach ca. 2 Stunden und 100km Rueckweg kommen wir also nach "Moquegua", einer ca. 100 000 Einwohner Stadt im suedlichen Nirgendwo von Peru. 






Wir nehmen jetzt einen 6-Stunden Umweg ueber den Titikaka-See und Cuzco (Macchu Picchu!) Addiert sich dann zu weiteren - hoffentlich erreignislosen - 24 Stunden.
Nochmal kurz zurueck nach Moquegua. Ich hatte ja immer noch nichts zu trinken und Bank gibts hier keine. Ein einziger Drogerie-Farmacia-Mischmasch-Laden akzpetiert zum Glueck Visa. Zu essen gabs leider nur Eis, aber immerhin verdurste ich nicht mehr. I think Visa saved my live. :)

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Und all die guten Leben

...passieren auch immer nur denen, die sie erzählen können und wir können dann nebenbei erwähnen, eingetaucht in Zweifel, und dann still: Am Ende steht immer die Null - und was wir dafür halten." (Kettcar - Nullsummenspiel)

So und nicht anders. Und statt neidisch auf die anderen Leben zu blicken, erzähle ich hier, was ich kann.

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